Das gemeinsame Welterbe
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Der "Rammelsberg und die Altstadt von Goslar"
Das "Kloster Walkenried"
Die "Oberharzer Wasserwirtschaft"

Die Überschrift greift eigentlich zu kurz. Es ist fast, unter historischen Gesichtspunkten gesehen, der gesamte Westharz ein einziges "Welterbe". Das Bild zeigt es. Die Aner-
kennung als "Welterbe" erfolgte aber nicht einem Akt - es lagen 18 Jahre dazwischen.
Im Dezember 1992 bekam das ehemalige "Erzberg-
werk Rammelsberg" und die "Altstadt Goslar" den Titel verliehen.
Am 1. August 2010 kamen das System der "Ober-
harzer Wasserwirtschaft", die "Grube Samson" in Sankt Andreasberg und das "Kloster Walkenried" dazu.
Alles unter einem Listenpunkt bei der "UNESCO" zusammen gefasst!

die Standorte
Bis 1992 war es so, dass nur Einzeldenkmale den Welterbetitel verliehen bakamen. Der "Rammelsberg" und die "Altstadt von Goslar" waren somit das erste flächige Kulturdenk-
mal der UNESCO.

der Rammelsberg
Der Harz war früher sehr reich an Erzen und Minera-
lien. Die eine oder andere Grube wurde durch ihre reiche Ausbeute berühmt, oder sie ist technisch noch interessant.
Was ist das Besondere am "Rammelsberg"? Bei Ausgrabungen im und um den Harz herum haben Archeologen Erz- und Schlackenreste gefunden und natürlich analysieren lassen. Es hat sich heraus ge-
stellt, dass am "Rammelsberg" schon vor über 2000 Jahren Erz geschürft wurde. Angefangen hat alles am Ausbiss (zu Tage treten eines Vorkommens) des so genannten "Alten Lagers".
Damals hat noch keiner nach "rechtmäßig" oder "unrechtmäßig" gefragt, es konnte auch noch nicht mittels Urkunde gestattet werden. Schriftlich überliefert ist der Bergbau erst-
mals von "Widukind von Corvey" in seiner "Geschichte Sachsens" aus dem jahr 968. Als dann "Recht und Ornung" herrschten, wurden Lagerstätten in "Fundgruben" eingeteilt. Anfangs wurde hier am Berg in Pingen das oberflächennahe Erz abgebaut. Es ging aber bald in die Tiefe und damit kam auch das Problem "Sickerwasser" auf die Tagesordnung. "Wasserknechte", die auf den Fahrten sich gegenseitig die Wassereimer zu reichten wa-
ren keine Lösung. Daher wurde etwa um 1150 begonnen den "Ratstiefsten Stollen" auf-
zufahren um alle Gruben zu entwässern. Er ist heute der älteste, befahrbare Großstollen im Harz.
Mit zunehmender Teufe nahm die Festigkeit des ganzen lagers zu. Man muss bedenken, dass es erst ab dem späten 17. Jahrhundert die "Bohr- und Schiessarbeit" gab. Bis dahin wurde nur mit "Schlägel und Eisen" gearbeitet. Um das feste Erz und Gestein aber etwas lockerer zu machen, setzten die Bergleute die "Feuersetztechnik" ein. Vor die abzubau-
ende Wand wird am Freitag ein entsprechend großer Holzstoss aufgeschichtet und am Sonnabend angezündet. Die entstehende Hitze macht das Erz und Gestein brüchig. Am Montag, wenn die Rauchgase wieder abgezogen sind fahren die Bergleute wieder ein und können so leichter arbeiten. Diese Technik bedarf aber wiederum einer ausgefeilten Wet-
terführung von und nach Übertage. Erst 1876, nach Einführung des maschinellen Bohrens und effektiverer Sprengmittel, konnte auf das "Feuerstzen verzichtet werden.
Der Abbau ging immer weiter hinab. Die Förderung mit der Handhaspel ging nicht mehr und das Sickerwasser musste auch immer weiter nach oben gehoben werden. Man ging zur Föderung mittel Wasserrkaft über und auch die Pumpen wurden mit Wasser ange-
trieben. Im Laufe der Jahrhunderte gab es diverse Kriege und wenn kein Krieg war gab es andere politische Probleme die sich dann auch negativ auf den Bergbau auswirkten. Mitte des 18. Jahrhunderte war aber wieder etwas Ruhe eingekehrt und der Bergbau am Rammelberg kam in die Situation, das seine Abbaumethoden nicht mehr effektiv genug waren um die Produktion zu steigern.
Aber der 1763 eingestellte Bergmeister "Johann Christoph Roeder" (1730-1813) hatte einen Plan. Er liess im Berg zur Sicherung und vorbeugend unnötige Hohlräume verfüllen und er nahm im Abbau auch Veränderungen vor. So wurde z. B. durch die Auffahrung eines Tagesstollens am Fuss des Berges rund 100 m Förderhöhe eingespart. Aber seine Lösung zur Beseitigung des Wasserproblems war ein ganzes System von Baumaßnah-
men, die auch heute noch besichtigt werden können.
Er erhöhte zu erst den "Herzberger Teich", dass er dann etwa 100 000m³ Fassungsver-
mögen bekam. Im Innern des Berges liess er vier neue Radstuben, für zwei Kehrräder zur Förderung und zwei Kunsträder für die Wasserhebung, aus hauen. Sie waren so ange-
ordnet, dass sie das Wasser des Teiches gleich viermal ausnutzen konnten, bevor sie über den "Ratstiefsten Stollen" abflossen.
Die Zuführung des Wassers aus dem "Herzberger Teich" erfolgte über den "Roeder-Stollen", der heute der Eingang zum historische Teil des Bergwerksmuseum ist. Mit der "Roeder´schen Reform", er war hier 45 Jahre im Dienst und zu letzt Oberbergmeister, war eine effektive Erzgewinnung für rund 100 Jahre gesichert.
Auf Anraten des Bergmeisters "Hermann Koch" (Vater v. Bakteriologen Robert Koch) wurde eine 1739 gestundete Suchstrecke neu aufgefahren und im August 1859 das "Neue Lager" entdeckt. Ein riesiger Massiverzklotz, der erst 1988 ausgeerzt war und zur Stillle-
gung des Erzbergwerks führte.
Mit dem Eibau einer Dampffördermaschine im "Kanekuhler Schacht" 1875 hielt die Dampfkraft im Rammelsberg Einzug. Bis 1905 wurden alle Roeder´schen Wasserkünste still gelegt und durch elektrische Pumpen ersetzt.
Der letzte große Schritt zu einem modernen Erzbergwerk erfolgte mit der neuen Aufbe-
reitungsanlage, wie sie heute noch zu besichtigen ist. Der Bau erfolgte 1934 - 36 und die Architektur fügt sich ganz harmonisch in das Landschaftsbild ein.
Das "Welterbe Rammelsberg" bietet schon durch seine erhaltenen Außenanlagen einen imposanten Anblick. Aber welches Museumsbergwerk bielet tatsächlich eine Führung vom Abbau bis zum fertig sortierten Erz. Hier wird alles gezeigt und auch erläutert. Beide Führungen - durch den historischen und dann durch den modernen Teil - dauern natürlich schon einige Zeit.
Aktuelle Informationen über Führungen und Öffnungszeiten erfahren Sie direkt beim
"Weltkulturerbe Rammelsberg" .
Die "Ottonen" waren zu letzt ohne männliche Nach-
kommen. So ging die erbliche Tronfolge an die "Salier". "Konrad der Rote" war der Schwiegersohn "Otto des Großen" und Urgroßvater "Konrad des II.", der 1027 erster Kaiser aus diesem Geschlecht wurde. Er baute nun in seiner Besitzung "Goslar" seine eigene Kaiserpfalz. Sie umfasste etwa das Gelände zwischen heutigem Parkplatz und dem Kaiserhaus oben auf dem Hügel (etwa 550 X 250 m). Die "Domvor-
halle" (Bild) ist der erhaltene Rest des einst präch-
tigen Kaiserdoms.
1253 hielt sich
"Wilhelm von Holland" als letzter deutscher König in der Pfalz auf. Danach begann der Verfall des Pfalzbezirks.
Nicht direkt zur Pfalz gehörig, aber in der Zeit der salischen und staufischen Kaiser entstanden, sind außerhalb der damaligen Stadt noch Reste ehemaliger Stifte erhalten. Nördlich auf dem "Georgen-
berg" das "Chorherrenstift" - etwa 1025 von "Konrad II. gegründet. Die Kirche ist den "Aachener Münster" nach empfunden. Südöstlich auf dem "Petersberg" das von "Heinrich III. gegründete zweite "Chorherren Stift" als "Hofkapelle der Königin". Unterhalb dieses Stifts ist eine Kapelle ("Kluskapelle") erhalten, die 1167 erstmals erwähnt wird (Bild rechts).
Der "Johanniterorden" hat nach der Königskrönung "Friedrich II." (1215) nach 1219 eine Nachbildung der "Heilig-Grab-Kapelle" in Jerusalem erbaut.
1865 war es auch am Kaiserhaus wieder zu Schäden gekommen und die Stadt Goslar plante schon den Abbruch. Doch eine staatliche Kommission empfahl die Restaurierung. Vom August 1868 bis 1879 dauerten die Arbeiten. Die Deutsche Reichseinigung hat wohl bei der Gestaltung auch eine Rolle gespielt - das neue Kaiserhaus ist recht monumental geraten. Tatsächlich kaiserlichen Ursprungs ist noch die "Ulrichskapelle". 1913/14 und 1922 fanden nochmals Grabungen statt und es wurden die Fundamente einer weiteren Kirche (Liebfrauenkirche) der Kaiserpfalz gefunden.
Die erste Blütezeit des Bergbaus am Rammelberg ging bis in die Mitte des 12. Jahrhun-
derts. Dann kam es zur Einstellung (1181) weil sich "Kaiser Friedrich Barbarossa" und der Welfe "Heinrich der Löwe" bekriegten. 1235 wurde der Bergbau wieder aufgenommen. Er unterstand den Herzögen von Braunschweig, die ihre Rechte an die Stadt Goslar als Pfand abtraten.
Das Haus im linken Bild steht in der Glockengiessergasse. Es geht zurück auf ein romanisches Gebäude, dessen Mauerreste noch an der Ecke erhalten sind.
Das "Grosse Heilige Kreuz" (rechtes Bild) wurde 1254 als Hospital gegründet.
Die Neuaufnahme des Bergbaus unter diesen Bedingungen war natürlich für die Stadt von großem Vorteil. Viele Bürger waren ja oben am Berg als Grubenbesitzer tätig. Das erhöhte die Steuereinnahmen und auch die Kaufkraft.
Goslar war ab1281 Mitglied der mächtigen mittelalterlichen Handelsorganisation "Hanse". Die Stadt hatte fast ein Jahrhundert lang sogar das Monopol im Kupferhandel.
So eine reiche und wichtige Handelsstadt musste natürlich auch gesichert werden. Das "Breite Tor" entstand im 13. Jahrhundert. Der runde Nordturm 1505.
1290 wurde Goslar "Freie Reichsstadt". Das "Goslarsche Stadtrecht" war über Grenzen hinweg berühmt und es wurde bei Rechtszweifeln von anderen Städten zu Rate gezogen.

die "Abzucht" speist nicht nur den "Herzberger Teich" sie trieb auch in Goslar Mühlen an
Am Anfang des 16. Jahrhunderts war Goslar wieder auf dem Höhepunkt der Entwicklung und des Wohlstands angelangt. "Ihre Befestigungswerke waren verstärkt und ihre Wälle und Türme mit Geschützen reichlich ausgestattet. 40 gottesdienstliche Stätten zeugten vom frommen und wohltätigen Sinne der Bürger". So beschrieben in "Der Harz" von Fr. Günther 1901.
Auch der Niedergang der Stadt ist anschaulich beschrieben.
"Trotz und Übermut gegen ihren Bergherrn knickte die zweite Blüte der Stadt gewaltsam, brach ihre Macht für alle Zeiten. ... 1375 waren Bergzehnt und Berggericht in den Pfand-
besitz des rates der Stadt gekommen, der mehrfach, zuletzt noch 1509, die Pfandsumme erhöhte, um die Einlösung zu erschweren. Der energische "Heinrich der Jüngere" aber, der eifrige Bergmann im Oberharz, kündigte der Stadt die Pfandschaft und zahlte die mit Hilfe der vermittelnden Städte Magdeburg und Braunschweig auf fast 25 000 rheinische Gulden für seine Hälfte festgesetzte Pfandsumme trotz ihres Widerstrebens aus und ließ sich auch von senem Vetter "Philipp von Grubenhagen" dessen Hälfte der Pfandschaft abtreten. Da weigerte sich die Stadt, den Herzog als Bergherrn anzuerkennen und seinem Berggericht sich zu fügen, stellte trotzig den ganzen Bergbau ein, ergriff die Waffen ge-
gen den in Riechenberg lagernden Herzog und verwüstete am 22. Juli 1522 alle innerhalb der Landwehr gelegenen geistlichen Stiftungen, das berühmte Petersstift, das reiche Kloster Georgenberg und die Kirche des heiligen Grabes".
Der Herzog war aber noch anderweitig in Konflikte verwickelt. Goslar hatte noch mal eine kurze Zeit zum Aufatmen.
"Im Jahre 1552 fand Heinrich endlich Zeit, mit Ernst gegen Goslar vorzugehen. Und so übermütig die Reichsstädter einige Jahrzehnte zuvor gewesen waren, so demütig zogen sie nun nach Riechenberg hinaus und baten um Frieden. In diesem Vertrage zu Riechen-
berg musste der Rat mit seinen Zugeständnissen weit über das früher vom Herzog Gefor-
derte hinausgehen, diesen auch zum Erbschutzherrn annehmen und ihm den größten Teil der Forsten abtreten. Mit der Selbständigkeit der Stadt war´s für immer vorbei, und der Bergbau am Rammelsberg gehörte fortan den Herzögen von Braunschweig".

das ehrwürdige Rathaus
Der Dreißigjährige Krieg, dann die Pest und 1728 eine verheerende Feuersbrunst haben deie Stadt weiter geschwächt.
In "Der Harz" ist aber auch die Gesundung der Stadt Goslar vermerkt. "Der Übergang an Preußen 1802 legte den ersten Grund zu neuem Aufschwung: die Landstadt Goslar erhielt das bedeutende Vermögen der reichsunmittelbaren Stifter zugewiesen, das die Reichs-
stadt niemals besessen hatte, und erhielt ein geordnetes Kirchen- und Schulwesen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann die Stadt, namentlich nach ihrem An-
schluss an das Eisenbahnnetz, sichtbar fröhlich aufzublühen; und wie der wieder er-
wachte Sinn für Geschichte und Altertumskunde ihr jährlich einen starken Strom wiss-
begieriger Reisenden zuführt, so veranlaßt ihre schöne und gesunde Lage gar manchen auch zu dauernder Niederlassung".
Augenfällig sind bei einem ausgedehnten Rundgang durch die Strassen und Gassen, die vielen mit Schiefer verkleideten Häuser. In der Umgebung wurde auch Schiefer ge-
brochen. Auf manchen Landkarten ist die "Ratsschiefergrube", zwischen B 241 und dem Granestausee, eingezeichnet.
Manches sehenswerte Haus ist hinter einem Gerüst versteckt und wird wird restauriert. Manchen interessanten Winkel der Stadt findet man erst bei neugierigen Rundgängen. Goslar, mit dem Besucherbergwerk Rammelsberg, und bis hinauf zur Aussicht (Gast-
stätte) "Maltermeisterturm" kann man nicht an einem Tag gesehen haben. Für dieses "Welterbe" braucht man Zeit!
Besucherinformationen:
"Weltkulturerbe Rammelsberg"
"Goslar - Entdecken Sie ein Weltkulturerbe"

Robert v. Molesme
Weblink aus:Wikipedia
Der Zisterzienserorden entstand durch Reformen aus der Tradition der Benediktinermönche. Mutterkloster und Namensgeber der Zisterzienser ist das 1098 von dem Benediktiner "Robert von Molesme" gegründete Kloster "Citeaux"
(lat.:Cistercium, dt.:Zisterze) in Burgund.

Wappen des Zisterzienserordens
Weblink aus:Wikipedia
Die Benekdiener vom Kloster Huysburg bei Halberstadt nahmen das Angebot von "Adelheid von Walkenried", eine Zweigstelle in ihren Landen zu gründen, nicht an. Dann lernte sie bei einer Pilgerreise die Zisterziensermönche des "Kloster Kamp" am Nieder-
rhein kennen und die nutzten das Angebot. Das "Kloster Walkenried" wurde somit das 3. Zisterzienserkloster im deutschsprachigem Raum. Die Stiftung durch "Adelheid" war im Jahr 1127. Das ehem. Gut Walkenried gehörte ursprünglich zur 1074 zerstörten Reichs-
burg
"Sachsenstein" .
Zisterzienser waren mit der Wahl der Klosterstandorte wählerisch. Möglichst "j.w.d." (janz weit draußen wie der Berliner sagt), also weit ab von anderen Siedlungen, dazu sollte es eine Niederung mit Wasserlauf sein und eine Möglichkeit zur wirtschaftlichen Entfaltung bieten. Das Gründungskonvent kam dann 1129 und begann mit dem Bau der romanischen Kirche.
Durch Eigenwirtschaft, ein straffes Ordnungsgefüge und weitere beachtliche Spenden z. B. von Kaiser "Lothar III. von Süpplingenburg" wuchs das neue Kloster recht schnell. So konnten die Walkenrieder schnell Zweigstellen gründen, wie 1132 in Schmölln oder dann 1141 in Sittichenbach. Die Klostergründung Walkenried selber wurde 1137 von "Papst Innozenz II." bestätigt.
Die Zisterzienser von Walkenried waren wirtschaftspolitisch hoch intelligent und weit-
sichtig. Ein erster großer Gewinn war die teilweise Urbarmachung der "Goldenen Aue". 1144 kaufte Walkenried das unbrauchbare "Obere Ried" bei "Görsbach" und legte es trocken. 1180 begannen sie dann mit dem "Unteren Ried", das etwa von "Wallhausen" bis "Memleben" reicht. Allein in der "Goldenen Aue" betrieben die Mönche 7
"Grangien", also Gutshöfe was die Fruchtbarkeit der neuen Flächen beweist. Dazu kommen noch Grangien im nördlichen Harzvorland und so gar in Würzburg.
Eines muss aber hier klar gestellt werden. Die Mönche des Klosters machten nichts al-
lein. Zum Beispiel waren für die Leitung der Grangien
"Laienbrüder"zuständig. Dann hat-
ten sie in ihren Besitzungen noch ihre Untertanen und Leibeigenen. Modern ausgedrückt könnte man sagen, die Mönche des Klosters agierten nur als Chefetage des ganzen Un-
ternehmens. Sie konnten sich also ihrer Ordenspflicht, dem Beten und Lesen in den Kreuzgängen widmen.
Die Zisterzienser von Walkenried befassten sich aber nicht nur mit der Landwirtschaft und Urbarmachung von Sümpfen. Ein weiteres Feld, auf dem sie sehr erfolgreich waren, war die Montanindustrie - Bergbau und die Weiterverarbeitung der Bodenschätze. Sie gruben am Rammelsberg nach Erz und ihre Hütten standen in fast jedem Tal des Harzes, das ge-
nügend Wasser führte. Das setzte aber auch große Waldbesitzungen für die Herstellung von Holzkohle und den Grubenausbau voraus.
Acht Jahre nach Klostergründung, 1137, wurde die erste Kirche geweiht. Eine 50 m lange kreuzförmige Basilika.
Es war damals nicht anders als heute, man wollte Reichtum auch nach außen darstel-
len. So genügte bald diese Basilika nicht mehr. Der Neubau der dreischiffigen Basi-
lika wurde 1209 von Abt Heidenreich initiiert und nach 80 jähriger Bauzeit 1290 durch den Hildesheimer Bischof "Siegfried II." ge-
weiht. Mit einer Länge von über 90 m war sie damals eine der größten Kirchen Nord-
deutschlands.
Zur Zeit der Weihe der neuen gotischen Kirche war auch der "Doppelte Kreuz- oder Lesegang" fertig. Er ist doppelt so breit wie die anderen und das Kreuzge-
wölbe wird durch Säulen gestützt.
Anfang des 14. Jahrhunderts beginnt das Geschäft mit dem Bergbau zu stagnieren und gerät später auch in eine große Kriese. Aber die Zisterzienser von Walkenried sind sehr geschäftstüchtig und bauen sich ein neues Standbein auf - die Finanzwirtschaft. Sie ha-
ben auch einen Teil ihrer Wirtschaftshöfe verpachtet, streichen Pachtzins ein und arbei-
ten mit Geld wie es heute Bankhäuser machen.
Ein Besuch des Museums "Kloster Walkenried" ist schon allein deshalb interessant, weil in der Ausstellung der "Konzern" sehr gut dargestellt wird. Es ist sehr erstaunlich - man braucht nur den einen oder anderen Begriff gegen ein modernes Wort austauschen und schon passt das ganze Geschäftsgebaren in die heutige Zeit.
Am Anfang des 16. Jahrhunderts trennen sich die Mönche von allen unrentablen Berg-
bauunternehmen einschließlich der dazu gehörigen Ländereien.
Aber wie das damals so war und auch heute so ist - man kann nur reich und wohlhabend werden, wenn man andere ausbeutet. Es kam der Punkt wo die Bauern den Versuch un-
ternahmen, sich gegen die Unterdrücker zur Wehr zu setzen. Es kam zum "Bauernkrieg". Das "Kloster Walkenried" war auch den Bauern ein Dorn im Auge und wurde also auch angegriffen. Am 3. Mai 1525 besetzen und plündern sie das Kloster. Mönche flüchten mit Urkunden und einigem Inventar. Der Abt zieht sich in den Stadthof nach Nordhausen zurück. Viele Wirtschaftshöfe werden verkauft oder verpachtet.
Dann kam das Jahr 1546. Die verbliebenen Mönche des Klosters treten zu "Martin Luther" über! zehn Jahre später wird eine Latainschule im Kloster gegründet. Sie wird 1668 wieder geschlossen.
Herrschaftspolitische Streitereien bleiben nicht aus. Die Kirche verfällt und wird als Steinbruch genutzt. Teilweise werden Gebäude abgerissen.
Anfang des 19. Jahrhunderts - es ist die Zeit der
"Romantik" . Maler dieser Kunstepoche sind von den Resten der Klosteranlage begeistert. Auch der Architekt, und damals schon, Denkmalschützer "Karl Friedrich Schinkel" besucht die Klosteranlage. Es wird dann 1817 auch der weitere Abriß der Kirche verboten. 1837 werdern erste denkmalpfelgerische Arbeiten ausgeführt. Bei den ersten archeologischen Grabungen werden Reste der ro-
manischen Kirche gefunden.
Im Laufe der Zeit musste manches aus sicherheitstechnischen von der Kirchenruine abgetragen werden. Später wurde es wieder aufgebaut. 2001 beginnen die Arbeiten zum Aufbau des Museums "Kloster Walkenried". Und 2010 wurde die Anlage in die Liste der "UNESCO-Welterbe" aufgenommen.
Die Bedeutung des "Kloster Walkenried" liegt einzig darin, dass es in seiner Blütezeit ein Wirtschafts- und Finanzunternehem war, wie es auch in die heutige Zeit passen würden.
Im Museumsbereich sind auch heute noch gelegentlich Arbeiten notwendig die eine Schließung des Museums bedingen. Aber auf "Kloster Walkenried" finden Sie Infos zu Öffnungszeiten und auch Veranstaltungen.

der "Oderteich"
Die Entstehung der "Oberharzer Wasser-
wirtschaft" beginnt im 16. Jahrhundert. Sie hatte die Aufgabe Was-
ser zu sammeln und zu speichern, damit die Bergwerke genügend Aufschlagwasser für ihre Wasserkünste und Förderanlagen hatten. Die Ausdehnung des ganzen Teich- und Gra-
bensystems erreicht im Osten mit den Zuführ-
gräben für den "Oder-
teich" fast bis zum Brocken und endet im Westen mit den beiden Wasserlösungsstollen in Bad Grund (Tiefer-Georg-Stollen) und in Gittelde (Ernst-August-Stollen).

der "Ernst-August-Stollen"

der "Tiefe-Georg-Stollen"
Einst waren es 149 kleine und größere Teiche, von denen heute noch 65 in Betrieb sind. Von den ehemals rund 500 km Zuführgräben werden heute noch 70 km instand gehalten und genutzt. Von einst 31 km Wasserläufen (unterirdische Gräben) sind noch 21 km in Nutzung.
Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts war das Wasser die einzige Energiequelle um Pumpenkünste, Förderanlagen oder Fahrkünste anzutreiben. Dann kam langsam, nach dem Bau der Innerstetalbahn, die Dampfmaschine zum Einsatz. Man braucht dazu die Steinkohle aus dem Ruhrgebiet. Es folgte der schrittweise Einsatz der Elektroenergie. Parallel wurde aber immer noch die Wasserkraft genutzt. Mit dem Rückgang des Bergbaus im Oberharz Anfang der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde begonnen die Wasser-
kraft zum Antrieb von unterirdischen Kraftwerken zu nutzen. Ein Kraftwerk wurde z. B. im "Ottiliaeschacht" und eins im "Kaiser-Wilhelm-Schacht" betrieben. Diese Anlagen wurden aber wegen sehr hoher Kosten für eine Modernisierung in den 70er/Anfang 80er Jahren still gelegt und die Schächte verfüllt.
Die gesamten, noch vorhandenen Teiche und Gräben wurden in den 70er Jahren unter Denkmalschutz gestellt. Sie werden als Trinkwasserspeicher, Badesee oder einfach als kulturhistorisch wertvolles Gut zu Erholungszwecken genutzt. Es ist ein weites Gebiet, das durch Wanderungen erkundet werden kann.
Im Jahr 2010 wurden diese historisch wertvollen Anlagen zum Weltkulturerbe der UNESCO ernannt. Eine größere Ehrung kann es für diese ingenieurtechnisch Meister-
leistung der alten Bergleute nicht geben.
Ein etwas größere, aber auch nicht allumfassende Abhandlung, zu einem Teil der "Ober-
harzer Wasserwirtschaft" finden Sie unter
Das "Dammgrabensystem". Dort gibt es auch Literaturhinweise zur Sache, zu Museen und zu Wanderungen.
In der Ausstellung im "Kaiser-Wilhelm-Schacht" ist die Arbeit der "Markscheider", also der Vermessungstechniker, sehr anschaulich dargestellt. Die damaligen Meßmethoden und die erzielte Genauigkeit sind sehr beeindruckend. Die Bergleute, die nach Maßgabe der Markscheider die Gräben und Teiche bauten, sind nicht zehn Jahre und länger zur Schule gegangen, aber ihrer Intelligenz und handwerklichen Fertigkeit ist das exakte Gelingen der Wasserbauten im Endeffekt zu verdanken.